Begrabe mich, mein Schatz (Weitere Informationen auf der offizielen Webseite) erschien 2017 für die mobilen Betriebssysteme iOS und Android. Das Spiel erzählt die Geschichte eines jungen syrischen Paars aus Sicht des in Syrien zurückbleibenden Mannes Majd. Die Spieler kommunizieren über Textnachrichten mit seiner nach Europa flüchtenden Frau Nour und können so den Verlauf der Geschichte beeinflussen.

Das gesamte Gameplay des Spiels findet in einem Chat statt, der echten Programmen wie WhatsApp oder Threema nachempfunden ist. Die Unterhaltungen finden dabei in (so nennt es die offizielle Spielbeschreibung) „Pseudo-Echtzeit“ statt. Nour meldet sich über Push-Mitteilungen, wenn Sie eine bestimmte Station ihrer Reise erreicht hat, bevor sie sich schlafen legt, wenn sie dringend einen Rat braucht. Dazwischen ist es nicht möglich, mit ihr zu kommunizieren: „Nour ist beschäftigt.“ Durch den interaktiven Verlauf der Gespräche zwischen Majd und Nour nimmt die Geschichte entsprechende Wendungen – es können insgesamt 19 verschiedenen Enden erreicht werden.

Ich habe Begrabe mich, mein Schatz über den Jahreswechsel auf 2018 gespielt und möchte an zwei Beispielen beschreiben, inwiefern mich das Spiel beeindruckt hat:

Die Spielmechanik der „Pseudo-Echzeit“ sowie die Kommunikation mit dem Spieler über Push-Mitteilungen führte schnell dazu, dass ich Nour wie eine reale Person behandelte und mich in Majds Perspektive hinein dachte. Machte ich eine Pause beim Arbeiten, checkte ich mit einem Blick auf mein Smartphone, ob Nour nicht etwas Neues geschrieben hatte. Vor dem Schlafengehen schrieben wir uns oft ein letztes Mal. Nach dem morgendlichen Zähneputzen gab es meistens Neuigkeiten von Nours beschwerlicher Flucht.

Ich begann, mit meiner Frau über meine Entscheidungen zu reden. Hatte ich Nour bestmöglich beraten? Wo verläuft eigentlich welche osteuropäische Grenze genau? Sollte ich Nour raten, einen gestolenen Ausweis wieder zurück zu geben? Was würde die Polizei dazu sagen? Ich recherchierte regelmäßig Hintergrundinformationen rund um Nours Flucht und bekam dadurch ein differzierteres Bild zum Thema Geflüchtete allgemein. Und vor Allem: Ich sah das Ganze aus Majds Augen. Ein Perspektivenwechsel der meinen Blickwinkelauf die Flüchlingsdebatte wesentlich erweitert hat.

Ich halte Begrabe mich, mein Schatz für einen sehr gelungenen Versuch der politischen und geschichtlichen Aufklärung. Ich kann es uneingeschränkt allen empfehlen, die etwas dazulernen und ihren Horizont in Bezug auf die obige Thematik erweitern wollen.